Ich bin vor Kurzem zufällig beim Twitterkonto von Yanis Varoufakis vorbei gestolpert. Und da habe ich eine Rede gelesen, die er vorm EU-Parlament gehalten hat. Es stand leider nicht da, wer ihn eingeladen hat (hat MERA25 überhaupt Sitze im Parlament?).
In seiner Rede scheint mir mindestens an der Stelle, wo Russland als Gefahr stehen sollte, eine große Lücke zu sein. Den Rest kann ich nicht hinlänglich zureichend bewerten.
Vielleicht kann mir ja jemand von euch helfen, das einzuordnen & mir sagen, ob MERA25 letztlich nur eine weitere Front im russischen Propagandakampf ist.
Das heißt, du siehst für Russland auf einer Skala für Demokratie, Freiheit und Partizipation eher eine Position wie Iran oder Venezuela als langfristig überlebensfähig statt einer wie Norwegen?
Und dafür bist du bereit, das autokratische Konstrukt inkl. der nachgeschalteten Oligarchen gutzuheißen?
Was würde eine Atommacht dazu bewegen, eine andere Atommacht direkt anzugreifen und damit zwangsläufig den Atomkrieg loszutreten? Also mal ganz im Ernst?
Estland hat knapp unter 8.000 aktive Soldaten. Also sogar ziemlich vergleichbar.
Mich erschüttert, dass du angesichts Butscha dennoch die Fabel eines ‘sauberen russischen Krieges’ replizieren willst.
Das hat auch keiner verlangt. Du sagtest, es gäbe mehrere Kommentare und davon hätte ich gerne 1,2 gehört.
OK, also du negierst zwar die offensichtlich imperialistische Natur des russischen Angriffs und Umgangs mit den besetzten Angeboten, wohl weil dir das Label unangenehm ist, aber ansonsten stimmst du zu, dass nur ein aggressiv expandierendes Russland überlebensfähig ist? Nur, um das wirklich sicherzustellen.
Ich sehe in 5-10 Jahren den Krieg USA China. Wenn China gewinnt erwarte ich Demokratie für Russland und auch Venezuela, ansonsten auch Demokratie, aber nur als Fassade.
Verlust der Hegemonie. Ich dachte ich hätte das erwähnt.
Dann wäre es wohl möglich gewesen. Warum sie es nicht gemacht haben, kann ich nicht sagen. Vielleicht weil alle drei baltischen Staaten gebraucht worden wären? Oder Putin hat dort noch an eine Co-Existenz geglaubt.
Brauche ich nicht. Ich denke nur, dass es keine imperiale Expansion ist sondern strategisch notwendig zur Verteidigung.
Du könntest auch einfach mal den Artikel lesen. Wenn du die die Kampfkraft Estlands kennst, wirst du aber auch das Buch schon kennen.
Was heisst das? Eroberung Europas? Ich denke nicht. Der Friedensvertrag war doch schon ausgehandelt. Wenn der Westen aufhört zu neokolonalisieren ist nicht mal die Ukraine notwendig.
Warum beantwortest du deine eigene Frage nicht?
“Wenn es bei Russland anders laufen soll als bei anderen Ländern, musst du das begründen können. Kannst du?”
Inwiefern ist der Ausgang eines Krieges zwischen China und den USA dafür ursächlich, ob es in Russland oder Venezuela Demokratie gibt?
Dafür jagt man die gesamte Welt in die Luft? Dir ist schon klar, dass ein direkter Angriff einer Atommacht auf eine andere Atommacht kaum begrenzbar ist und es genau deshalb nie dazu gekommen ist?
In jedem Fall lässt sich wohl festhalten, dass es hierbei nicht um eine ‘elementare Frage des nationalen Fortbestehens Russlands’ gegangen sein kann, da sonst ja definitiv Krieg geführt worden wäre. Ebenso in Finnland. Daher bleibt der fade Nachgeschmack, inwiefern diese Argumentation nun bei der Ukraine plötzlich greifen soll und ob nicht doch ganz andere Beweggründe für Putins Angriffskrieg ursächlich sind.
Und darum findest du es ok, dass Russland internationale Grenzen verschiebt und Gebiete annektiert?
Die Aufgabe, Argumente für deine Position zu liefern, musst du schon selber übernehmen. Ich kann verstehen, dass es natürlich simpler ist, einfach wolkig-ungenau auf irgendwelche Textkonvolute zu verweisen, in der Hoffnung, der andere möge sich da rauspicken, was die eine Meinung untermauert. Letztlich ist es aber so: wenn du in diesem Text tatsächlich stichhaltige Argumente für deine Position wüsstest, hättest du auch keinerlei Probleme, diese zielgerichtet zu zitieren. Dein stetes Verweisen auf diesen Artikel, ohne genauer werden zu können, lässt mich das Gegenteil vermuten.
Ist das deine Form der Formulierung für ‘Wenn die Ukraine und andere Staaten in der von Russland selbst angenommenen Einflusssphäre endlich damit aufhören, sich von uns weg und Richtung ‘der Westen’ zu orientieren, müssten wir auch nicht dauernd offene und eingefrorene Konflikte in diesen Ländern schüren oder sie gleich besetzen und per Ukas heim ins Reich holen!’?
Weil ich nicht dieser Meinung bin. Es gibt nichts, was Russland letztlich von anderen Ländern unterscheidet und ihnen deshalb Dinge unmöglich macht, die anderen möglich ist, außer der persönlichen Entscheidungen der Führung. Es ist eine bewusste Entscheidung der russischen Führung, ein autokratisch geführtes Land zu sein, von dem sich die Nachbarn so schnell wie möglich abwenden wollen. Es ist eine bewusste Entscheidung der russischen Führung, sich Reformen hin zu Partizipation und gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Modernisierung zu verweigern und stattdessen zu einem Land zu verkommen, das reich an Rohstoffen aber arm an Zukunft ist. Es ist die bewusste Entscheidung der russischen Führung, statt das souveräne Recht seiner Nachbarländer noch immer in imperialistisch-kolonialer Attitüde über diese Länder als Herr frei verfügen zu wollen. Und ebenso ist es eine bewusste Entscheidung der russischen Führung, einen seit nunmehr über 3 Jahren laufenden, offenen Angriffskrieg gegen ein Nachbarland zu führen, dessen Ausmaß seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa nicht mehr erlebt wurde.
Den ersten Teil beantworte ich später.
Nein. Es geht darum, dass Russland nicht neokolonialisiert werden will.
Das sehe ich ja auch so. Wir unterscheiden uns im Verständnis des Normalzustandes und was möglich sein sollte. So wie Kuba und Libyen möchte Russland eigenständige Politik machen. Russland versucht Dinge möglich zu machen, die für andere unmöglich sind.
Was siehst du, wenn du auf Afrika schaust? Inkompetente Menschen oder kompetenten Neokolonialismus?
…und deiner Aussage nach zum Überleben des heutigen Russlands u.a. eine besetzte Ukraine gehört. Du bist also schon bereit, die Belange von diesen Ländern offenbar zweiter Klasse denen von Russland unterzuordnen und siehst sie als Masse, über die Russland in seinem Sinne verfügen darf.
…und eigenständige Politik (kann Russland heute in der Abhängigkeit von China diese glaubhaft verfolgen?) geht nur in einem Russland mit aurokratischem Dauerherrscher inkl. reicher Machtelite, der seiner Bevölkerung die Partizipation vorenthält, die wir als selbstverständlich erachten? Darum siehst du für Russland keine positivere Perspektive?
Da sehe ich in der Tendenz dysfunktionale, junge Staaten, die natürlich auch aufgrund ihres Erbes der Kolonialzeit und des globalen Wettbewerbs Schwierigkeiten haben, auf ein Mindestmaß an Stabilität zu kommen. Russland ist jedoch kein junger afrikanischer Staat, sondern einer, der seit Jahrhunderten mit dem Rest Europas eng verwoben ist, aber an manchen Punkten andere Abzweigungen genommen hat. Ob die Aufklärung, die den Rest Europas umgekrempelt hat, auch in Russland seine Kraft entfalten konnte, darf bezweifelt werden. Stattdessen ist es ein Staat, der zu lange von machthungrigen Alleinherrschern dominiert und ausgebeutet wird, während das Land an sich stagniert. Das siehst du im übrigen auch am mittlerweile vollkommen desillusionierten russische Volk, das nach Zar, Stalin und Putin einfach keine Fragen mehr stellt, aber auch keinerlei Vertrauen mehr hat. Ich denke, Russland verdient und kann mehr…
Sie wurden ja auch mit Milliarden für NGOs vom Westen verfügt. Wie kann ich das Verfügen an sich zu Lasten Russlands auslegen?
Einer von uns beiden ist manipuliert. Wahrscheinlich reichte bei mir ein wenig RT, Telegram und die Finanzierung einer handvoll Blogger. Wie sollen russische Bildungseinrichtungen die Wähler vor den ausländischen Interessen auf Facebook, Youtube und den staatlichen und privaten Medien wie DW bewahren? Der resourcenmässig überlegene Westen wird schon massiv beeinflusst. Wie wäre es anders rum?
Und hinter dem Euphemismus versteckt sich eben der Neokolonialismus.
Wesswegen er alle Wege für Regime Changes blockiert.
So schlecht geht es Russland nicht. Wenn du dann noch bedenkst, wer die afrikanischen Resourcen hat, ist ein mehr an Wohlstand nicht unbedingt ein Argument für uns.
Weil Russland Panzer schickt, um die Grenzen zu verschieben. Ist dir das egal?
Willst du in Abrede stellen, dass die Wahlen in Russland nicht so frei wie bei uns sind und die demokratisch fragwürdige jahrezehntelange Dauerherrschaft Putins zu einer Bündelung von selbstbedienender politischer und wirtschaftlicher Macht geführt hat, die nicht nur unsere Vorstellungsrahmen sprengt, sondern auch Russland als Land selbst Schaden zufügt?
Der Kern deiner Aussage ist doch, dass Russland dem Westen gegenüber zu schwach ist, um auf einen unterdrückenden Gewaltherrscher wie Putin ,i verzichten. Was ist das für ein jämmerliches Bild, was du von Russland zeichnest, dass du ihm absprichst, es besser zu können? Oder findest du Prinzipien wie Demokratie, einen offenen Staat und Partizipation überhaupt nicht besser und dementsprechend nicht erstrebenswert?
…das ist jedoch weniger eine Frage von ‘Westen’ oder nicht, wie du vielleicht insinuieren möchtest. China ist mittlerweile wohl einer der größten Ausbeuter des afrikanischen Kontinents und auch Russland ist in Ländern wie Mali primär auf den eigenen Vorteil bedacht.
Nee, falsch. Weswegen ihm alle Rahmenbedingungen in die Wiege gelegt wurden, es besser machen zu können als bspw. diese jungen afrikanischen Staaten. Deine Argumentation agiert vom Ergebnis her, eine Rechtfertigung für sowohl die autokratische Herrschaft in Russland wie auch für ihr illegales, gewaltsames und sogar imperialistisches Vorgehen zu liefern. Dir reicht, dass es gegen ‘den Westen’ geht, um Imperialismus und Krieg schönzureden und den Spiegel werde ich dir zu jeder Zeit vorhalten.
Wie gut geht es einem Land, das jüngst darauf verzichtet, regelmäßig Statistiken zur eigenen Entwicklung zu publizieren? Wem willst du hier eigentlich was vormachen?
Es ging dir um das Verfügen, nicht die Gewalt.
Das war nicht das Argument. Nicht unbedingt du, sondern einer von uns ist manipuliert. Daran erkennt man die Tiefe der Propaganda.
Die eigenen Fähigkeiten nicht zu überschätzen ist doch nicht jämmerlich.
Es wird sich ja erst zeigen, wie deren Politik zu bewerten ist. Nach über 50 Jahren ist nur klar, dass der Westen seine Chance vertan hat, seine Dominanz zum Vorteil der Welt einzusetzen.
Der Krieg in der Ukraine geht nicht gegen den Westen. Was verliert der Westen, wenn Russland die Ukraine kontrolliert? Dies ist kein symmetrischer Konflikt.
Wenn dein Argument gegen die Gefahr von Regime Changes ist, dass es nur den Krieg rechtfertigt, weil Russland eigentlich alle Chancen hatte, dann bist du hoffentlich bereit, die Gefahr von Regime Changes noch mal abzuwägen.
Es ging um Geburtenzahlen, oder? Deutschland sah mein ich nicht wesentlich besser aus. Was denken die Menschen hier wirklich über die Zukunft?