Bürkratieabbau wird von denen gefordert, wegen denen Bürokratie überhaupt nötig ist. Beispiel: im ersten Corona-Jahr hat man bei Masken und Testcentern bewusst und nachvollziehbar auf Bürokratie verzichtet, um Zeit zu sparen. Ergebnis: massenhafter Betrug bei Masken und Testcentern.
Jede Regulierungslücke wird von Arschlöchern sofort zu Lasten der Allgemeinheit gnadenlos ausgenutzt. Und dann wird gejammert, dass alles so reguliert ist.
Betrug darf halt kein Totschlagargument sein. Klar ist es nicht gut wenn Regeln umgangen werden und dabei Schaden entsteht, aber dieser Schaden muss mit den Kosten der Bürokratie abgewogen werden.
Bürokratieabbau wird leider immer viel zu schnell mit Digitalisierung gleichgesetzt. Aus gesicherter (persönlicher) Quelle weiß ich, dass man digitale Lösung entwickeln kann, die überhaupt nicht zu einem Bürokratieabbau führen (und Probleme sogar verschärfen können!).
Außerdem hat man manchmal das Gefühl, dass Bürokratieabbau auch gerne als Argument verwendet wird, um wichtige Safeguards aus ganz anderen Motiven kurzerhand abzuschaffen.
Bürokratieabbau wird leider immer viel zu schnell mit Digitalisierung gleichgesetzt. Aus gesicherter (persönlicher) Quelle weiß ich, dass man digitale Lösung entwickeln kann, die überhaupt nicht zu einem Bürokratieabbau führen (und Probleme sogar verschärfen können!).
Und Digitalisierung wird viel zu oft mit einer eins zu eine Überführung bisheriger Abläufe verwechselt, statt von den digitalen Möglichkeiten zu profitieren.
Außerdem hat man manchmal das Gefühl, dass Bürokratieabbau auch gerne als Argument verwendet wird, um wichtige Safeguards aus ganz anderen Motiven kurzerhand abzuschaffen.
Das Gefühlt habe ich auch oft. Denn während für die Wirtschaft möglichst Hürden abgebaut werden sollen, kann die Kontrolle von Leistungsempfängern nicht aufwendig genug sein, damit auch ja kein Euro zu viel gezahlt wird.
Edit: Und manche stellen “Bürokratieabbau” einfach mit Kürzung von Personal gleich, was die Probleme noch verschärft.
Ich habe oft das Gefühl diese 1 zu 1 Umsetzung wird gemacht aus Angst die Leute könnten nicht mit Veränderungen umgehen. Weiterhin ist es oft ein tierischer Aufwand alle an einen Tisch zu holen damit sich auch niemand auf den Schlips getreten fühlt - vermutlich weil die Arbeit so wenig von sich aus sinnstiftend ist, dass man anderweitige Bestätigung braucht…
Manchmal? Es geht immer nur um maximalen Neoliberalismus.
Sorgt halt dafür, dass fast alles korrekt und relativ fair abläuft. Wenn ich warten muss, aber dafür nicht durch Willkür gefickt werde, ist es mir das Wert.
Wartezeiten sind im Moment komplett außer Kontrolle. Das kleine Familienhotel gegenüber wurde angemahnt, weil keine Feuertreppe vorhanden war. Also wollte man eine bauen, wofür natürlich ein Bauantrag von Nöten ist. Das war vor 7 Jahren. Der Antrag ist immer noch nicht angenommen.
Anderes Ding: Meine Partnerin wollte eine Verpflichtungserklärung für einen Besucher aus dem Ausland abgeben, hat dafür 4 Monate Vorlauf eingeplant. Der Antrag ist ein Jahr später immer noch nicht bearbeitet worden.
Eine andere Bekannte wartet seit über einem Jahr auf die Verlängerung ihres Aufenthaltstitels. Bisher hat sie nur einen vorläufigen Wisch, der ihr nicht mal erlaubt, die Landesgrenzen zu verlassen.
Das ist alles wahnsinnig scheiße und frustrierend. Es könnte alles deutlich besser klappen, auch ohne Willkür. Wobei diese langen Verfahren auch nicht vor Willkür schützen.
Der Höhepunkt ist aber, dass dir manchmal ein Amt zurückschreibt, dein Antrag sei unvollständig, aber dann keinerlei Hinweise darauf gibt, was fehlt. Das kann einfach nicht sein.
Bei manchen Sachen ist halt die Wartezeit genau das Problem, z.B. bei allem was Einwanderung betrifft (Arbeitserlaubnis usw.). Da gibt es natürlich auch Willkür im Ergebnis, aber selbst Hochqualifizierte (also die “guten”, die selbst Friedrich Merz eigentlich nicht remigrieren will (oder es zumindest nicht sagt)) müssen oft monatelang auf basic shit wie Verlängerung einer Arbeitserlaubnis warten und können in der Zeit oft nicht arbeiten. Und da gehen ja auch Steuergelder verloren, wenn die Leute dann kein Einkommen haben.
Teilweise kann ich das Gejammer auch bei Unternehmern nachvollziehen, gerade bei sehr kleinen Betrieben scheint der Arbeitsaufwand für Bürokratie teilweise ein ziemlich großes Problem zu sein.
Das soll natürlich beides nicht heißen, dass man die Regeln einfach abschaffen soll, aber wenn man als Staat Bürokratie haben will muss man den Behörden auch ausreichend Ressourcen geben und das alles halbwegs effizient und angemessen gestalten.
Das mit der Arbeitserlaubnis ist tatsächlich verwirrend. Wenn ich es richtig verstehe, ist der Hauptzweck eigentlich die Arbeitnehmer selbst zu schützen. Man will sicherstellen, dass sie gleiche Arbeitsbedingungen und Lohn bekommen. Arbeitgeber könnten sonst unwissende Ausländer ausnutzen.
Finde ich jetzt nicht mega verwirrend. Ist halt eine grundsätzlich sinnvolle Bürokratie, der es extrem an Ressourcen mangelt um nicht komplett scheiße zu sein. Und an Ressourcen mangelt es, weil die Regierungen in den letzten Jahrzehnten die Immigrationsbehörden systematisch unterfinanziert haben (wohlgemerkt zum Nachteil der Staatskassen, denn Ausländer die nicht arbeiten dürfen zahlen kaum Steuern), höchstwahrscheinlich aus populistischen Gründen.
Wir befinden uns immer noch in Deutschland, jetzt warte gefälligst, während Du durch Behördenwillkür gefickt wirst.
Hochachtungsvoll
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Ich glaub die meisten können sich garnicht mehr vorstellen wie viel schlimmer das war ohne digitale amtliche Systeme. Wir sind weit weg von perfekt, aber man kann so viel Kram innerhalb von ein paar Minuten von zu Hause erledigen mittlerweile.
Das größte Problem momentan ist das es keine einheitlichen Systeme für all dieses Zeug gibt. Jede Stadt und Verwaltung erfindet das Rad neu anstatt mal eine gescheite FOSS platform zu entwickeln. Aber selbst da tut sich so langsam etwas https://publiccode.eu/en/
Nach Markus Lanz und Precht wird die Verwaltung fast ausschließlich automatisiert werden in den nächsten 20-30 Jahren. Denkt man das weiter, wird ein überwiegender Teil der Mensch keine Arbeit mehr haben, da auch die Robotik entsprechende Aufgaben übernehmen dürfte.
Ich sehe es genauso wie du, dass alle das Rad neu erfinden wollen… mitterlweile ist das Rad aber 30 Jahre alt und es wird gerade das Flugzeug erfunden, während wir medienbruchfreie Software einführen.
Wenn man über digitalisierung spricht sollte man auch darüber sprechen, dass menschliche Arbeit wegfallen wird, weswegen ich stets für ein hybrides System bin, indem Maschinen und KI Menschen ergänzen aber nicht ersetzen. Das ist glaube ich eine entscheide Frage, ob wir eine vollautomatisierte Gesellschaft sein wollen, in der möglicherweise eine große soziale Ungerechtigkeit herrscht oder wir den Mittelweg gehen wie z.b in der Wirtschaft mit der Sozialenmarktwirtschft. Ist der Grundsatz klar, kann auch die Software und Hardware entstehen. Das wäre möglicherweise ins Grundgesetz zu schreiben.
@Karsten Schreib uns
Wenn sich Parteipolitiker, Verwaltungsreformer und Interessenorganisationen darauf einigen würden, für eine Zeit lang auf eine allzu pauschale Bürokratiekritik zu verzichten, würde dies die Erosion des Vertrauens in staatliche Organisationen erfolgreicher stoppen, als wenn immer neue Kommissionen, neue Stellen und neue Programme zum Bürokratieabbau geschaffen werden.
Die Forderung geht nicht weit genug, wenn die Bürokratie nicht gut genug ist. Verzicht wird nicht passieren, wir brauchen eine konstruktive Alternative. Wie etablieren wir eine Diskussionskultur, die zu sinnvollen Verbesserungen und Optimierungen führt?
Und vielleicht wichtiger: Anerkennung positive Aspekte