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So wie Mauvaise foi die Weigerung ist, das Leben frei und verantwortlich zu leben, ist Hypernormalisierung die Weigerung einer Gesellschaft, sich ihrer Freiheit zur Veränderung und ihrer Fähigkeit zur Transformation zu stellen. Wir können sie uns nicht mehr lange leisten.

  • Kissaki@feddit.org
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    1 day ago

    Dieser ganze Gedanke, die Prämisse, fußt auf einer falschen Einordnung.

    Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll – also machen wir, paradoxerweise, erst einmal weiter.

    Das Weitermachen ist keine aktive Entscheidung der Menschen/des Kollektivs. Unsere Systeme sind laufende Systeme. Die laufen automatisch weiter.

    Wenn man das passive Weitermachen mit aktiver Veränderung vergleicht misst man mit zweierlei Maß.

    Ich glaube nicht dass es kollektiv verdrängt wird. Das sieht man ja gerade an zunehmenden Demonstrationen, Kritiken, und zunehmender Verunsicherung und Unsicherheit.

    • SL3wvmnas@discuss.tchncs.de
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      1 day ago

      Tldr: Unsere Systeme laufen nicht automatisch.

      Beispiel: Kriminalisierung, systematische herabsetzung in den Medien von Menschen die sich um unsere Zukunft/unser Klima sorgen machen, anti- Wärmepumpen, anti e-auto, anti progressiv, anti soziale politik Propaganda erfordert eine Menge Geld und Gehirnschmalz. Dieses massive Gegenlenken der Oligarcheninteressen gegen den natürlich geschehenen öffentlich-demokratischen Diskurs als Teil der Hypernormalisierung unser Gesellschaft zu bezeichnen finde ich durchaus gerechtfertigt.

      Jeder Staatsanwalt in Bayern und sonstwo kann sich sofort entscheiden, die Verfahren gegen Klima-Aktivisten wegen Mangels an öffentlichem Interesse einzustellen. Das passiert bei gesellschaftlich wesentlich schwerwiegenderen Taten wie Körperverletzung regelmässig, wäre also nicht ohne Präzedenz.

      Alle anderen Teilnehmer an unserem System ebenso. Wird es länger dauern, bis alle das Memo bekommen haben? Klar. Das wird von Entscheidern gerne als schwerfälliges, selbstlaufendes System beschrieben. Isses aber nur bedingt. Es sind Menschen, die sich (im Rahmen Ihrer Arbeitsvorgaben) frei entscheiden können. Jeden Tag aufs neue.

      Noch ein Beispiel der Hypernormalisierung:

      in letzter Zeit wollen Städte in denen viele Menschen wohnen zB gerne weiträumig 30 kmh einführen, dürfen aber nicht. Hier wird von einigen wenigen das Wohl der vielen massiv undemokratisch und gegen jede Evidenz beschränkt.

      Noch ein Beispiel: Hypernormalisierung in eine Welt in der das Energiegrid von ganz Europa von einigen wenigen Fusions-, Gas- und Kohlekraftwerken abhängig ist, ist da viel attraktiver für das Ultrakapital das danach strebt sich maximal zu konzentrieren, als extrem viele verstreute, unabhängige solar+Wärmepumpen+… - Systeme.

      Das in D eine breite Zahl an Politikern und Menschen (den aktuellen Wahlergebnissen folgend wurde ich mal sagen 50%) in dieser Hyperrealität gefangen sind, ist unbestreitbar.

      Aber so unglaublich das klingt: das ist deren freiwillige Entscheidung. Die wollen in einer Realität leben, in der z.B. der hEizUngS-haMmEr eine reale Bedrohung war; dass diese Hyperrealität uns schadet ist eben das: Hypernormalisierung.

      Kollektive Verdrängung.

    • Saleh@feddit.org
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      1 day ago

      Ich denke “Verdrängung” ist ein Spektrum und kein an-aus Zustand.

      Dementsprechend verdrängen wir alle unterschiedlich stark und als Gesellschaft definitiv eine ganze Menge. Demos, Kritiken & co. nehmen zu und zeigen, dass einige Menschen bei einigen Themen nicht (mehr) verdrängen, aber andererseits nehmen auch rechte und rechtsextreme Positionen von “immer weiter so” oder “zurück zu früher und dann weiter so” zu.