Viele Bürger – selbst Spitzenverdiener – verorten sich in der Mittelschicht, obwohl sie weitaus besser verdienen. Dahinter steckt viel mehr als die Angst vor Neid.
Mal wieder Schichten am Einkommen festgemacht, statt am Besitz. Nice.
Wenn du den Besitz von Kapital meinst, reden wir vom marxischen Klassenmodell.
Naja, das Anprangern der Einteilung nach Einkommen direkt als Marxistisch abzutun ist gefährlich.
Das ist kein Abtuen sondern das wofür das Klassenmodell da ist. Es ist zur Analyse der Besitzverhältnisse von Produktionsmitteln.
Nur wenn du “Marxistisch” als was negatives framest. Und das wäre dumm, denn dann hast du nur nicht funktionierende Erklärungen für den Zustand den wir beobachten.
Zumal im Verhältnis zu anderen. In einem Land mit 99% Hungerleidern ist jeder Mittelschicht 🤡
Es gibt keine Unter-, Mittel- und Oberschicht. Es gibt nur zwei Schichten.
Diejenigen, die Arbeiten zum Leben, und diejenigen, die Besitzen zum Leben.
Ja gut aber das ist dann unter und Oberschicht und in der Mitte sind die die besitzen um zu wohnen und arbeiten um zu essen.
Nein, OP meint die klassische Marx’sche Einteilung in Kapitalisten und Arbeiter. Solange du deine Lebenszeit an jemanden verkaufen musst um ein Einkommen zu haben (= überleben können), bist du Arbeiterklasse. Oberschicht fängt dann an wenn dein Einkommen nicht aus dem Verkauf deiner Lebenszeit hervorgeht sondern aus dem Besitz von Dingen.
Das ist dann aber nicht die Einteilung in Unter-, Mittel- und Oberschicht sondern in Arbeiterklasse und Kapital.
Genau. Deswegen steht das da auch. :)
Oberschicht fängt dann an wenn dein Einkommen nicht aus dem Verkauf deiner Lebenszeit hervorgeht sondern aus dem Besitz von Dingen.
Das deckt sich zwar meist, definiert aber erst mal nur die Zugehörigkeit zum Kapital, nicht zur Oberschicht.
Gerade wenn man die Schichten nur über Einkommen und nicht über Vermögen definiert, kann man auch ein Kapitaleinkommen auf oder unter Mindestlohnniveau haben. Damit wäre man sicher nicht in der Oberschicht nach Einkommen.
Gerade wenn man die Schichten nur über Einkommen und nicht über Vermögen definiert, kann man auch ein Kapitaleinkommen auf oder unter Mindestlohnniveau haben. Damit wäre man sicher nicht in der Oberschicht nach Einkommen.
Klar, die Frage ist da wie du schon erkannt hast, wie relevant das für die Praxis ist. Es gibt da selbstverständlich auch einen Grenzbereich. Aber auch der wird schmaler, weil sich das Vermögen (und Einkommen) weiter an der Spitze konzentriert.
Ja hab ich schon verstanden. Ich wollte nur sagen das es zwischen diesen extremen ja immer ein Spektrum gibt. Und ab einem gewissen Prozent an Einnahmen aus Eigentum könnte man das dann Mittelschicht nennen. Auch wenn diese Einnahmen nur fiktiv sind, also wegfallen von mietkosten
Jain. Kann man zwar grundsätzlich schon so sehen.
Trotzdem hat ein Senior Developer in einem Dax-Unternehmen einen anderen Lebensstandard als ein Mindestlohnempfänger.
Die wohl beste Definition von Mittelschicht beruht daher auf dem Einkommen. Eine Ergänzung um Vermögen ist schwierig, da fast 40 Prozent der Haushalte in Deutschland praktisch kein Vermögen haben und somit die Mehrheit der Unterschicht und nicht der Mittelschicht zugeordnet werden müsste.
An dieser Stelle würde ich fast lachen, wenn es nicht so traurig wäre…
Man kann also diese sinnvolle Definition verwenden weil dann rauskommt dass ein großer Teil der Bevölkerung verdammt arm ist? Hier werden mal wieder die Augen vor der Realität verschlossen.
Ober-, Unter-, Mittelschicht sind doch nur wörter, mehr nicht. Und wenn man eine skala wählt in der 90% in einer kategorie sind, dann wäre es halt ne scheiß skala, oder nich? :D
skala wählt in der 90% in einer kategorie sind, dann wäre es halt ne scheiß skala
Die Skala soll möglichst gut die Realität abbilden und wenn 90% der Bevölkerung furchtbar arm wäre, würde eine gute Skala dies erkannbar wiedergeben.
Oder mal umgekehrt gefragt: Wieso ist eine Skala nur dann gut oder sinnvoll sein wenn alle Werte möglichst gleichverteilt vorkommen? Ich halte es ehr für sinnlos eine Skala danach festzulegen, weil man ja damit das Ergebnis festlegt.
wenn man eine skala wählt in der 90% in einer kategorie sind, dann wäre es halt ne scheiß skala, oder nich? :D
Oder auch: Proletarier, vereint euch im Klassenkampf gegen die Kapitalisten!
Viele Bürger – selbst Spitzenverdiener – verorten sich in der Mittelschicht
Weil sie es sind. Schon oft durchgekaut. Die Oberschicht lebt nicht von Erwerbseinkommen. Ob das jemals in Journalistenkreise durchsickern wird?
Die Oberschicht lebt nicht von Erwerbseinkommen.
Die Unterschicht ironischer wie trauriger Weise auch nicht.
Ob das jemals in Journalistenkreise durchsickern wird?
Unwahrscheinlich, deren Gehaltsscheck hängt auch davon ab dass sie das nicht verstehen.
Etwas zu verstehen und etwas zu schreiben sind zwei unterschiedliche Dinge.
Der Gehaltsscheck hängt selbstverständlich auch davon ab dass sie das nicht schreiben, falls sie es doch verstehen.
Puh. Ich meine nur etwa ein Prozent der Deutschen lebt vom eigenen Vermögen ohne Arbeit. Wenn du nur das als Oberschicht zählst, okay.
Aber die Definition aus dem Artikel ergibt doch auch Sinn.
Ich meine nur etwa ein Prozent der Deutschen lebt vom eigenen Vermögen ohne Arbeit.
Da fehlen mit Sicherheit die Leute, die nicht arbeiten müssten, es aber trotzdem tun. Außerdem passt es doch trotzdem: Wir müssen uns davon lösen, dass “die Mitte der Gesellschaft” auch automatisch ihre größte Gruppe ist. Eine starker Mittelschichtsbauch ist historisch doch eher eine Ausnahme. Wohlstand wird pyramidenförmig verteilt.
Es mag historisch gesehen eine Ausnahme sein, aber erstrebenswert ist es allemal. Von daher macht es schon Sinn es zu messen, und als negativ zu beurteilen, wenn diese “Mitte der Gesellschaft” nicht mehr die größte Gruppe darstellt.
Wenn wir uns von dieser Vorstellung lösen geben wir uns geschlagen und akzeptieren, dass es nur “die Reichen” und “die Armen” gibt.
erstrebenswert ist es allemal
Wer soll denn deiner Meinung nach arm sein?
Schöner Strohmann. Wenn du an keiner Diskussion interessiert bist musst du auch nicht antworten.
Ist kein Strohmann und ich führe den Punkt gerne weiter aus: Du kannst eine Gesellschaft aus zwei Richtungen denken und zwar entweder, dass alle gleich sind und es einen Mechanismus gibt, über den Priviliegen verteilt werden oder du denkst sie von der Mitte aus und verteilst Privilegien und Benachteiligungen. Dann musst du aber auch benennen können, wenn du benachteiligen willst. Über einen Verteilungsmechanismus wirst du es jedenfalls kaum schaffen, eine starke Mittelschicht nachhaltig zu etablieren.
Wenn alle gleich sind und es einen Mechanismus zur Verteilung von Privilegien gibt, dann hast du auch nur wieder Arm und Reich (an Privilegien) an den Rändern der Mitte.
Niemand soll meiner Meinung nach Arm sein. Nur wird es Abseits von Utopien immer Menschen mit mehr und weniger (als andere haben) geben. Das Ziel muss sein, die Außreißer in beide Richtungen so klein wie möglich zu halten und dafür zu sorgen, dass die “Armen” ein lebenswertes Leben haben - sie also als arm gelten (rechnerisch nicht zur Mitte der Gesellschaft zählen), es aber nicht sind.
Je mehr Menschen in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt sind, desto kleiner die Scher zwischen Arm und Reich, desto größer der soziale Friede. Du hast anfangs davon geschrieben, dass wir uns davon lösen müssen es negativ darzutellen, wenn die Mitte der Gesellschaft schrumpft. Dem Widerspreche ich, denn je kleiner die Mitte der Gesellschaft desto größer wird die Ungleichkeit - das Gegenteil deines Anliegens.
Selbst die “Erfolgreichen” in der Mittelschicht sind doch nur einen Unfall davon entfernt nicht mehr in die Mittelschicht zu gehören.
^Mittelschichtsklassismus im Feullieton mal wieder
Der Rechner der Zeit, der die eigene Lebenssituation in eine Schicht umrechnet, ist natürlich verlinkt, aber nur für Abonnenten zugänglich. Schade :/
Ah! Die Unterschicht soll also nicht in Erfahrung bringen können Unterschicht zu sein.
Ein bisschen fühlt sich das schon so an. Und es liegt wohl nicht daran, dass das so eine krasse interaktive Geschichte ist: Das Energiekosten-Dashboard ist ein ganzes Stück aufwändiger, kann aber auch von Nichtabonnenten besucht werden. (Klar, die mathematischen Ideen hinter dem Rechner sind nicht gerade file:/home/me/memes/juliaroberts.jpg, aber trotzdem.)